Der rasche Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge (EV) im Vereinigten Königreich wird durch Verzögerungen beim Anschluss neuer Ladegeräte an das nationale Stromnetz erheblich behindert. Branchenführer warnen davor, dass inkonsistente Prozesse und bürokratische Engpässe bei den 14 regionalen Energieverteilern (DNOs) des Landes trotz ausreichender Gesamtstromkapazität den Fortschritt verlangsamen.
Engpässe im System
ChargeUK, der führende Handelsverband, der große Ladebetreiber wie BP Pulse, Gridserve und Ionity vertritt, hat unterschiedliche Standards und langsame Bearbeitungszeiten als große Hindernisse identifiziert. Während es im Vereinigten Königreich über 86.000 öffentliche Ladestationen gibt – von langsamen 3 kW bis hin zu ultraschnellen 480 kW – könnte das Tempo des Ausbaus durch einen verbesserten Netzzugang viel schneller sein.
Osprey, der drittgrößte Anbieter von Schnellladegeräten im Vereinigten Königreich, hat sein Netzwerk im vergangenen Jahr um 150 % erweitert, räumt jedoch ein, dass eine bessere DNO-Unterstützung eine noch schnellere Bereitstellung ermöglicht hätte. Laut Osprey ist ausreichend Strom vorhanden, um die meisten öffentlichen Ladeprojekte anzuschließen. Die Verzögerungen sind auf Personalengpässe und nicht standardisierte Bewerbungsprozesse zurückzuführen. Insbesondere die rechtlichen Hürden variieren erheblich zwischen den einzelnen VNB, wodurch die Verbindungsherstellung unnötig viel Zeit in Anspruch nimmt.
Lokalräte spüren die Belastung
Die Auswirkungen dieser Verzögerungen erstrecken sich auch auf die lokalen Behörden. Der Surrey County Council, der bis Februar 2028 die Installation von 2.000 öffentlichen Ladegeräten anstrebt, hatte bis September nur 375 fertiggestellt. Als Hauptgrund wurden Verzögerungen beim Stromanschluss genannt. Die Bewohner von Farnham, die bis Januar vier neue Ladestationen erwarteten, stellten fest, dass die Arbeiten im Oktober noch nicht einmal begonnen hatten.
Regulatorische Überprüfung gibt Hoffnung
Die Situation ist nicht ohne mögliche Lösungen. Im November startete die Energieregulierungsbehörde Ofgem eine umfassende Überprüfung des Anschlussprozesses für neue Energieprojekte, einschließlich Ladegeräten für Elektrofahrzeuge. Bei der Überprüfung wird jede Phase genau untersucht, um Bereiche mit Verbesserungspotenzial zu identifizieren und Verbindungen zu beschleunigen.
Industrie ruft zum Handeln auf
Branchenführer äußern vorsichtigen Optimismus, dass die Überprüfung durch Ofgem die Dynamik ankurbeln wird. Jarrod Birch, Leiter Politik bei ChargeUK, betonte die Notwendigkeit einer erneuten Zusammenarbeit und Fokussierung, um sicherzustellen, dass der Einsatz von Ladegeräten mit der wachsenden Nachfrage Schritt hält. Die Hoffnung besteht darin, dass durch optimierte Prozesse und standardisierte Verfahren das volle Potenzial der britischen Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge ausgeschöpft wird.
Die aktuellen Verzögerungen verdeutlichen die dringende Notwendigkeit einer Netzmodernisierung und einer Regulierungsreform, um den Übergang zu Elektrofahrzeugen zu unterstützen. Ohne schnelles Handeln besteht die Gefahr, dass der Aufbau der wesentlichen Ladeinfrastruktur ins Hintertreffen gerät, was möglicherweise die Einführung von Elektrofahrzeugen behindert und die Klimaziele untergräbt






















